In Teil I habe ich die Gefühle dargestellt, die wir bei einem Trauerprozess ganz klassisch erwarten. Heute möchte ich auf die Gefühle eingehen, die ebenso zur Trauer dazugehören, die uns aber verwirren, beschämen oder die wir nicht mit unserer Trauer in Einklang bringen können. Die aber auch ganz normal dazugehören (können).
Wut
Wut kann überraschend und überwältigend sein. Manchmal richten sich diese Gefühle gegen die Umstände, das Schicksal, häufig sogar direkt gegen den Verstorbenen. Das kann zuweilen sehr erschrecken. Aber diese Emotion kann eine gesunde Reaktion auf das Gefühl von Ohnmacht und Ungerechtigkeit sein. Es ist wichtig, einen Platz zu finden, um diese Wut auszudrücken, sei es durch Gespräche mit Freunden, Schreiben in ein Tagebuch oder kreative Ausdrücke wie Malen etc.
Schuldgefühle
Schuldgefühle können häufig auftreten, besonders wenn der Verlust plötzlich oder unerwartet war. Trauernde fragen sich manchmal, ob sie hätten mehr tun können. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass Schuldgefühle Teil des Trauerprozesses sind, aber auch, dass wir oft nicht die Kontrolle über die Ereignisse des Lebens haben. Schuldgefühle können aber auch eine wichtige „Stütze“ sein, dass wir das Gefühl haben, selbst noch handlungsfähig zu sein. Das Sprechen über diese Gefühle kann helfen, damit umzugehen.
Scham
Manche Menschen empfinden Scham, weil sie glauben, dass ihre Trauer unangemessen oder übertrieben ist im Vergleich zu anderen. Diese Gefühle können dazu führen, dass sich Trauernde zurückziehen. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass jeder Trauerprozess einzigartig ist und dass es kein „richtig“ oder „falsch“ im Umgang mit Trauer gibt.
Zweifel
Trauer kann von Selbstzweifeln begleitet sein, ob es die richtigen Entscheidungen im Leben gibt oder ob man die Trauer richtig bewältigt. Diese Zweifel können aufkommen, insbesondere bei wichtigen Lebensentscheidungen oder wenn man das Gefühl hat, nicht gut mit der Trauer umzugehen.
Erleichterung
In einigen Fällen kann eine gewisse Erleichterung eintreten, insbesondere wenn der Verstorbene lange Zeit an einer Krankheit gelitten hat. Diese Emotion kann zu Verwirrung führen, da sie im Widerspruch zu den vielen anderen schmerzhaften Gefühlen steht. Es heißt nicht, dass wir nicht richtig trauern oder herzlos sind! Es ist wichtig, diese Erleichterung zuzulassen und zu verstehen, dass es normal ist, mehrere Gefühle gleichzeitig zu empfinden.
Lebendigkeit
Es klingt vielleicht paradox, ist aber ein in der Psychologie bekanntes Phänomen: Die direkte Auseinandersetzung mit dem Tod kann dazu führen, dass wir uns besonders lebendig fühlen und das eigene Leben wieder intensiver wahrnehmen. Dies passiert vor allem in den späteren Phasen des Trauerprozesses, wenn wir gelernt haben, den Verlust als Teil unseres Lebens und unserer Geschichte zu akzeptieren.
Irrationalität
Manchmal können Emotionen während des Trauerprozesses irrational erscheinen. Trauernde können intensive Reaktionen auf alltägliche Situationen haben oder übermäßig emotional auf bestimmte Erinnerungen reagieren. Es ist hilfreich, sich bewusst zu machen, dass solche Reaktionen Teil des Heilungsprozesses sind.
Akzeptanz
Nach einer gewissen Zeit können Trauernde ein Gefühl der Akzeptanz erreichen, in dem sie den Verlust anerkennen und lernen, damit zu leben. Dies bedeutet nicht, dass die Trauer vorbei ist, sondern dass sie in das Leben integriert wird und der Trauernde lernt, wieder Freude zu empfinden.
Fazit
Der Trauerprozess ist eine komplexe Reise, die durch eine Vielzahl von Emotionen geprägt ist. Indem man sich diesen Gefühlen stellt und sie anerkennt, kann man den eigenen Heilungsprozess unterstützen. Es ist wichtig, sich Raum für alle Emotionen zu geben und Unterstützung zu suchen, wenn nötig. Jeder Schritt in diesem Prozess ist ein Schritt in Richtung Heilung.
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